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Schneller und besser durch industrialisiertes Bauen?  

15.04.2024

Obwohl der Sektor "Industrialisiertes Prefab-Bauen" bisher nur einen kleinen Prozentsatz am gesamten Bauvolumen Spaniens ausmacht, scheint der Trend zum Offsite-Bau unaufhaltbar zu sein. Die Offsite-Bauweise beschleunigt den Bauprozess und reduziert gleichzeitig Abfall und Lärmbelästigung. Aber was steckt genau dahinter und welche Herausforderung kommen auf den Bausektor und die Bauherren zu?

Die spanische Bevölkerung ist seit dem Jahr 2000 um durchschnittlich 17 % gewachsen, in der autonomen Gemeinschaft Madrid sogar um 30 Prozent, und zwar von 5,2 auf 6,8 Millionen Einwohner. Die Zahl wäre noch viel höher, wenn man das Umland miteinbeziehen würde, einschließlich Toledo und Guadalajara und deren Provinzen. Allein seit 2021 hat Spanien laut einer Studie von CaixaBank Research rund eine Million Einwohner hinzugewonnen, was dem gesamten Bevölkerungswachstum der vorgehenden 11 Jahre entspricht. Ein Boom, der eindeutig auf den Zuzug von ausländischen Bürgern zurückzuführen ist (das natürliche Bevölkerungswachstum erreichte nur knapp 100.000 Personen) und eng mit den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes zusammenhängt. Dieser Bevölkerungszuwachs hat sich jedoch nicht gleichmäßig auf ganz Spanien verteilt. Madrid und Barcelona, Valencia, Alicante, Málaga und die Balearen haben den größten Zuwachs zu verzeichnen.

80% der Bevölkerung lebt in Städten

In Spanien leben laut Angaben des nationalen Statistikinstituts INE 79,7 % der Bevölkerung in den städtischen Ballungsräumen, das sind rund 35,65 Millionen Menschen. 26 % der spanischen Bevölkerung leben in den 24 Großstädten des Landes, die ein größeres Angebot an Arbeitsplätzen, aber auch teuren Wohnraum bieten. Laut Eurostat ist Spanien das Land in der Europäischen Union, in dem mit 65,7% die meisten Menschen in Wohnungen leben, gegenüber 34,1 %, die in Häusern wohnen (Zahlen aus 2021). Das Wohnen in Wohnungen ist vor allem ein städtisches Phänomen. In den Städten leben sogar 83,8 % der Bevölkerung in Wohnungen, während in ländlichen Gebieten das Verhältnis umgekehrt ist und 77,3 % der Menschen in Häusern leben.

Wohnraummangel

Es gibt weder genug Wohnraum für Zuwanderer noch für junge Menschen, die aus der elterlichen Wohnung ausziehen wollen. Aus der Studie geht hervor, dass in den letzten zwei Jahren nur die Hälfte des für das Wachstum der Gesamtbevölkerung erforderlichen Wohnraums geschaffen wurde.

Wohnraumnot lässt Preise steigen

Die Schlussfolgerung ist, dass das Bevölkerungswachstum "eine grundlegende Rolle" beim Anstieg der Immobilienpreise der letzten Jahre gespielt hat. In den Städten mit dem meisten Zuwachs sind die Immobilienpreise im Jahresdurchschnitt um 6,4 % gestiegen.

Mögliche Lösungen

Wir brauchen also kurzfristig bezahlbare Wohnungen f. Junge, Zuwanderer, Ältere, am besten auch noch energieeffizient, klimaresilient und nachhaltig, der Gebäudesektor ist schließlich für 40 % der gesamten Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich. Eine von Vía Célere, der Autonomen Universität Madrid und der Stiftung UAM geförderte Studie aus dem Jahr 2020 kommt zu dem Schluss, dass der Großteil der Emissionen im Baugewerbe auf die Gewinnung und Herstellung von Stahl und Zement zurückzuführen sind. Die Forderung der EU nach Klimaneutralität hat große Auswirkungen auf den Wohnungsbausektor, der vor einem jahrelangen Transformationsprozess steht. Experten weisen auf die Bedeutung des industriellen, seriellen Bauens zur Reduzierung der Treibhausemissionen hin. Dies gilt für den Bauprozess selbst, aber auch für den gesamten Lebenszyklus der Gebäude.

Beim industrialisierten Bauen werden rund 80% der Bauarbeiten in der Fabrik durchgeführt, nur noch 20% auf der Baustelle selbst. Die Hauptvorteile des industrialisierten Bauens liegen in:

  • Effizienz und Schnelligkeit des Baus
  • Materialeinsparung
  • Abfallreduzierung auf der Baustelle, geringere Umweltbelastung
  • bessere Qualitätskontrolle, energieeffiziente Qualitätslösungen sind garantiert, Baufehler werden vermieden
  • Einsatz von Recyclingmaterialien
  • Mangel an qualifizierten Fachkräftemangel wird gelindert

Bisher deckt das industrialisierte Bauen in Spanien nur 1-2% ab. Nach Angaben der wichtigsten Hersteller lag die Zahl der in Spanien ausgelieferten Wohnungen im Jahr 2022 bei rund 1.100 Einheiten und im Jahr 2023 bei knapp 1.600. Was die Zukunft betrifft, so sind die Prognosen sehr vielversprechend, mit exponentiellem Wachstum in den kommenden Jahren und einem Anteil von 25% an der Bautätigkeit bis 2030. Dabei konzentriert sich die Industrie nicht nur auf den Bau von Einfamilienhäusern, sondern auch auf Mietwohnungsbau, Hotels, Studentenwohnheime, Büros und Pflegeheime.

 

Allerdings muss die Branche bis dahin noch einiges an Herausforderungen meistern. Laut dem Baucluster ist eines der Haupthindernisse für den Aufschwung des Sektors das mangelnde Verständnis zwischen den Industrieunternehmen, die die Bausysteme herstellen, und den Bauträgern. Die Rollen der einzelnen Akteure müssen neu verteilt werden. Ein weiteres Muss ist die Kostensenkung. "Die industrialisierte Bauweise bietet zwar eine Antwort auf viele aktuelle Probleme des Sektors, wie z. B. den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, die Zeitersparnis oder die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen, aber wenn wir keine interessante Senkung des Endpreises für den Endnutzer erreichen, werden wir diese Art des Bauens nicht verallgemeinern können. Alle Sektoren, die sich industrialisieren, senken ihre Kosten. Das ist der Weg in die Zukunft", erklärte Miguel Pinto, Leiter des Bauclusters. Industrialisiertes Bauen scheint sich v.a. für Neubauten und neue Wohnungsviertel anzubieten, wieweit sich das Konzept auch bei der Sanierung und Renovierung von Gebäuden anwenden lässt, wird die Industrie zeigen müssen.

Quellen: Alimarket, CaixaBank Research, . Clúster de la Edificación, INE, u.a.